23.07 Sommertheater 2009 (> zum Archiv)

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WIE ES EUCH GEFÄLLT - von William Shakespeare

Der Autor

 

Der Großvater des Dichters, Richard Shakespeare, hatte ein Landgut unweit Stratford.

Nach diesem am Avon gelegenen Marktflecken siedelte etwa 1551 sein dritter, 21jähriger Sohn John über. Er wird Fleischhändler, Wollhändler und Handschuhmacher und brachte es zu Vermögen, heiratete 1557 Mary Arden, die jüngste Tochter des wohlhabenden, dem niederen Adel angehörenden Robert Arden, und ward nacheinander Polizeimeister, Ratsherr  und Bürgermeister von Stratford. Von seinen acht Kindern waren die beiden ältesten Mädchen, die früh starben. Um so freudiger ward der 1564  erste männliche Spross begrüßt, der als William am 26. April in der (evangelischen) Stratforder Pfarrkirche getauft ward. Sein Geburtstag ist wahrscheinlich der 22. April.

Stratford war damals ein Landstädtchen von etwa 1500 Einwohnern, das trotz seiner wenig romantischen Lage und seiner Weltabgeschiedenheit dem Knaben doch mannigfache Anregungen bot. Im benachbarten Coventry gab es die berühmten Mysterienspiele, das nahegelegene Kenilworth sah glänzende Hoffeste zu Ehren der Anwesenheit Elisabeths, Stratford selbst war bei umherziehenden Schauspielertruppen sehr beliebt. Vielleicht waren die Eindrücke, die der Knabe davon empfing, für sein ganzes späteres Leben entscheidend. Etwa von 1571 an besuchte er die Stratforder Lateinschule, las  Ovid und andere römische Dichter in der Ursprache und erwarb sich auch sonst genügende historische und allgemeine Kenntnisse. Allerdings soll er die Schule verhältnismäßig früh verlassen haben, da die Vermögensverhältnisse seines Vaters sich sehr verschlechterten. William kam entweder zu einem Fleischer in die Lehre oder als Schreiber zu einem Advokaten. Aus den nächsten Jahren berichtet die Überlieferung dann, dass der Most sich etwas wild gebärdete. Er soll ein wackerer Zecher gewesen sein und der Anführer der städtischen Jugend bei Bierturnieren. Neben manchem Rausch soll er ferner auch manchen Rehbock nach Hause getragen haben, den er auf Wilddiebspfaden in den Forsten der Nachbarschaft schoss. Jedenfalls ward ihm Stratfords Boden allmählich zu heiß, und eine übereilte Ehe, die der Achtzehnjährige mit einer um acht Jahre älteren Bäuerin namens Anna Hathaway schloss, - die Erklärung: ein schon wenige Monate nach der Hochzeit geborenes Kind -, trug auch nicht dazu bei, ihm den Aufenthalt in der Enge des Landstädtchens angenehmer zu machen. Im Februar 1585 ward ihm ein Zwillingspaar geboren, und bald nachher verließ er, wahrscheinlich heimlich, Stratford und ging nach London. Es ist anzunehmen, dass ihn dabei von vornherein die Absicht leitete, Schauspieler zu werden.

London zählte zu jener Zeit etwa eine Viertelmillion Einwohner, und auf der Themse wie in den engen Straßen spielte sich das bunte, farbige, lustige Leben Alt-Englands ab.  Shakespeares muss rasch seinen Weg gemacht haben, denn schon 1592 spottet Greene in seiner Schrift "Für einen Pfennig Weisheit" über ihn als den Allerweltskünstler, den wahren Hans Faktotum, der sich für den einzigen Bühnenerschütterer (Shakescene) im Lande halte. Von den sechs Truppen, die London bei der Ankunft des Dichters beherbergte, trat Shakespeare derjenigen bei, die sich um den genialen Richard Burbadge scharte, unter dem Patronat des Grafen Leicester, später unter dem verschiedener anderer Granden stand und nacheinander im alten "Theater", in der "Rose", im "Globus"  spielte. Als Schauspieler mag Shakespeare nicht allzu bedeutend gewesen sein. Er soll u.a. den Geist im "Hamlet" und den Pater Lorenzo im "Romeo" gespielt haben, - also keine führenden Rollen. Aber als Dramaturg, Regisseur und Dichter war er für die Truppe von größtem Wert, und es dauerte nicht lange, so verfügte er über verhältnismäßig reiche Einnahmen, die er teils in London, teils in Stratford anlegte. Er war Mitbesitzer des Globe- und Blackfriarstheaters, erwarb ein Haus mit Garten und kaufte  in seinem Heimatstädtchen bald Häuser und Äcker, so dass er am Ende der wohlhabendste Mann und größte Grundbesitzer von Stratford war. Auch familiär war es nach 1590 wieder aufwärts gegangen: sie erhielt  ein Wappen und ward in die Gentry, den niederen Adel, aufgenommen. Der Erwerbssinn ist außerordentlich stark in ihm ausgeprägt. Er lieh Geld auf Zinsen, was damals mehr oder minder als Wucher galt, verklagte säumige Schuldner und war ein praktischer und energischer Geschäftsmann. Dass er dabei kein Geizhals und Duckmäuser war, beweisen die aus der Londoner Zeit erzählten Anekdoten, nach denen der Dichter weder einem guten Trunk noch einem galanten Abenteuer abgeneigt war. Verhältnismäßig früh zog sich Shakespeare von der Bühne zurück. Schon seit etwa 1603 scheint er immer öfter nach Stratford zurückgekehrt zu sein, seit etwa 1610 mag er für immer in seiner Vaterstadt geweilt haben. Dort vermählte er 1607 seine älteste Tochter dem Mediziner, Dr. John Hall, 1616 seine zweite Tochter einem angesehenen Weinhändler. Von Krankheit geplagt,  starb Shakespeare am 23. April 1616; am 25. April ward er in der Pfarrkirche beigesetzt.

Aus: "Geschichte der Weltliteratur" von Carl Busse.

  

Inhalt

Frederick hat seinen Bruder, den rechtmäßigen Herzog, von seinem Hof vertrieben. Dieser hat sich mit wenigen Edelmännern in den Ardenner Wald zurückgezogen. Orlando, dem jüngsten Sohn von Sir Rowland de Boys, wurde von seinem ältesten Bruder um seinen Erbteil und seine standesgemäße Ausbildung betrogen. Nachdem er überraschend den Ringer Charles besiegt, muss auch er in den Wald fliehen, um sein Leben zu retten. Schließlich verbannt Frederick auch noch Rosalinde, die Tochter seines Bruders. Sie verkleidet sich als junger Mann und versteckt sich als Ganymed - begleitet von ihrer Cousine Celia und dem Hofnarren Probstein - ebenfalls im Ardenner Wald. Hier, im Schutz der Bäume, fühlt sich der alte Herzog sicher und frei von allen Sorgen, die ihn am Hof geplagt hatten. Orlando und der alte Diener Adam werden vom verbannten Hof freundlich aufgenommen. Rosalinde und Celia kaufen einem Schäfer seine Schafzucht ab und lassen sich im Wald nieder. Rosalinde findet immer wieder an den Bäumen Liebesgedichte, die Orlando für sie schreibt, nachdem er ihr beim Ringkampf begegnet ist. Orlando trifft schließlich auf Ganymed. Rosalinde gibt sich allerdings nicht zu erkennen und stellt Orlando immer neue Aufgaben. Probstein findet eine Braut und heiratet sehr bald. Das Schäfermädchen Phoebe verliebt sich in Ganymed und wendet sich von ihrem Verehrer Silvius ab. Schließlich findet auch Celia ihr Glück. Sie verliebt sich in Oliver, der sich - von Orlando vor wilden Tieren gerettet - läutern lässt. Und auch Frederick gibt, bekehrt durch einen frommen Mann, seinem Bruder alle Ländereien und die Krone zurück. Vier Paare feiern Hochzeit. Nur der Melancholiker Jaques will im Wald bleiben und auf die Befehle seines Herzogs warten.

 

Das Stück

Wie es euch gefällt ist eine von leichter Melancholie überschattete Komödie, die sich im Wesentlichen auf Thomas Lodge´ s Schäferroman ROSALYNDE stützt.

Shakespeare stellt der rauen Wirklichkeit am Hofe eine scheinbar romantische Idylle im Ardenner Wald entgegen. Höfische Zwänge gegen Freiheit in der Natur, Zivilisation gegen Natürlichkeit, Zwietracht gegen Eintracht scheinen die Hauptthemen zu sein. Bald sehen wir aber, dass sich die gesellschaftliche Ordnung auch in der neuen Umgebung des Waldes kaum ändert. Der Herzog hofiert hier wie daheim.

Nur die Gefühle geraten heftigst durcheinander. Ähnlich wie im Sommernachtstraum verlieren die jungen Menschen in der Abgeschiedenheit des Waldes alle Hemmungen. Die Hormone spielen verrückt. Phoebe verliebt sich in Ganymed, der eigentlich Rosalinde ist. Silvius liebt Phoebe, die von ihm nichts wissen will. Orlando ist in Rosalinde verliebt, merkt aber nicht, dass sie als junger Mann vor ihm steht. Rosalinde liebt Orlando und lässt sich als Ganymed von ihm als Rosalinde ansprechen. Celia findet in Oliver ihr Glück. Sogar der Melancholiker Jaques gerät ihn Gefühlswallungen. Nur der Narr Probstein lässt sich von der Gefühlsduselei nicht beeindrucken. Er handelt und heiratet seine Audrey.

Schließlich erwachen alle aus ihrem Liebesrausch. Die gesellschaftliche Ordnung ist wieder hergestellt.