28.7. Sommertheater (> zum Archiv)

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( Peter W. Hochegger - Regisseur)

 

Ihr Frauen, soll die Ehe glücklich werden, behaltet lieber selbst die Hosen an!

Nicht zuletzt durch zahlreiche Eroberungen hat der junge Nationalstaat Spanien schnell an Selbstbewusstsein gewonnen. Im 17. Jahrhundert aber begann dieses Selbstbewusstsein der Spanier brüchig zu werden. Durch den Untergang der Armada übernahm England die Vormachtstellung als Seemacht, Portugal ging verloren.

Die Katholischen Kirche hatte auf die Gesellschaft immer großen Einfluss. Die Inquisition und ihre grausamen Foltermethoden im Mittelalter haben ihre Spuren hinterlassen.

Kein Wunder, dass der Glaube an Zauber, Geister und Gespenster weit verbreitet war, wenn die Kirche selbst Jahrhunderte lang Hexenverbrennungen vornehmen ließ.

Auch die Gesellschaft selbst war noch sehr von den mittelalterlichen Umgangsformen geprägt. Strenger Glaube, überzogene Ehre, puritanische Lebenseinstellung, starres Rechts- und Ordnungsprinzip waren die Eckpfeiler eines stur patriarchalen Gesellschafts-systems, in dem die Frau eine verehrte, aber untergeordnete Rolle gespielt hat.

In diesem Kontext erzählt der Geistliche Tirso de Molina von einer Frau, die sich ihrer zur Passivität verdammten Rolle entledigt, dreist in Männerkleidung schlüpft und ihrem untreuen Geliebten nachreist. Aber nicht um sich an ihm zu rächen, sondern um ihm eine Lektion in Sachen Liebe zu erteilen. Sie wartet nicht darauf, dass sie genommen wird, sie nimmt sich, was ihr versprochen wurde. Sie lässt Gnade vor Recht ergehen und gibt ihrem abtrünnigen Geliebten eine neue Chance. So zeigt sie ihm, dass Liebe und Vergebung mehr Bedeutung hat, als Ehre.

Juana als emanzipierte Frau zu bezeichnen, wäre zu weit gegriffen. Man darf sie aber als ein zu Mensch gewordenes Gegenprinzip zur starren Weltordnung des Patriarchats verstehen: Liebe vor Ehre, Gnade vor Recht, Vergebung vor Rache, Lebensfreude vor Selbstbeschneidung und so weiter. So gesehen ist diese Komödie ein Entwurf zu einem neuen Gesellschaftsbild in einer Phase des Umbruchs vom nachbebenden Mittelalter zur noch pubertierenden Neuzeit, in dem die tradierten Werte überprüft werden sollen, um der Humanität mehr Raum zu geben. Ein Plädoyer für Menschlichkeit, das in so manchen Punkten bis heute ungehört geblieben ist.

Es heißt, Molina habe durch sein Amt als Beichtvater tiefe Einblicke vor allem in die „weibliche Seele“ erhalten.

Vielleicht sollten wir unseren Frauen öfters zuhören - wir Männer!